Literarischer Autodidakt und promovierter Philosoph, der nach seinem Studium bei Odo Marquard auf die freie Wildbahn gewechselt ist – als Reisejournalist (u.a. F.A.Z., Welt, TAZ, NZZ, Standard), Autor von Radio-Essays (SWR) und Wanderführer.

Philosophischer Leitgedanke: Zu den Grundübeln unserer christlich-abendländischen Kultur gehört es, die räumlichen Beziehungen nicht ähnlich wichtig zu nehmen wie die sozialen und die Beziehungen zu sich selbst. Die Frage, die damit gestellt ist, ist keine akademische, sondern die Schlüsselfrage des 21.Jahrhunderts: In welchem Verhältnis wollen wir zum Rest jener Natur stehen, die wir so erfolgreich aus unserem Lebensalltag verdrängt haben und die doch in dieser oder jener Form zurückkehrt? Und damit auch zur Natur in uns selbst?

Menschen, die mich gut kennen, werden ziemlich erstaunt sein, dass ich meinen Widerstand gegen eine Selbstdarstellung im Netz aufgegeben habe. Warum ich mir in dieser Hinsicht untreu geworden bin, weiß ich auch nicht so genau, sicher aber nicht aus einer neu entdeckten Liebe für den Narzissmus der Internetpräsenz. Klar ist allenfalls, dass die Probleme, die mich als Feld-, Wald- und Wiesen-Philosophen beschäftigen, auf allen Kanälen diskutiert werden müssen, notfalls auch mit Hilfe jener Medien, die unseren Verlust an Bodenhaftung voran treiben. Gemein ist den auf dieser Seite versammelten Texten, dass sie direkt oder indirekt für das Ernstnehmen des leiblichen In der Welt Seins werben, allen voran für ein Hinausgehen, bei dem “auch die Muskeln ein Fest feiern”, wie Nietzsche das genannt hatte. Die Paradoxie ist mir natürlich bewusst: Google und Windows zu Hilfe zu nehmen, um das Fenster zur analogen Wirklichkeit offen zu halten, ist paradox. Es ist aber nicht die einzige Paradoxie, mit der wir im Zeitalter der Zeichen und Simulationen leben müssen.

Die Aussichtslosigkeit eindeutige Antworten zu finden entbindet nicht davon, nach solchen zu suchen. Philosophie ist diese Suche – auch wenn sie sich allzuoft diese ihre Vergeblichkeit einzugestehen vergisst. 

Scan-Gerhard